DEFINITION
Der Begriff Baulogistik leitet sich aus den allgemeinen Logistikdefinitionen ab.
Eine sinnvolle und moderne Definition von Logistik findet sich beispielsweise bei Göpfert, die Logistik als einen speziellen Führungsansatz zur Entwicklung, Gestaltung, Lenkung und Realisation effektiver und effizienter Flüsse von Objekten (Güter, Informationen, Personen) in unternehmensweiten und -übergreifenden Wertschöpfungssystemen auffasst. Dabei kann man verschiedene Entwicklungsstufen der Logistik unterscheiden.
Die Besonderheiten der Logistik in der Bauwirtschaft sind in der Literatur bislang nur wenig diskutiert. Häufig wird aber der koordinierende und integrierende Aspekt der Baulogistik genannt. Die Baulogistik umfasst die Koordination und Steuerung sämtlicher Materialzu- und abflüsse von einer oder mehreren (benachbarten) Baustellen als eigenständige Funktion. Weitere Definitionen verstehen unter der Logistik in der Bauwirtschaft oft nur die Baustellenversorgung, also die Organisation der Material-, Personal- und Informationszulieferung. Dabei werden allerdings die Produktion und Entsorgung sowie Unternehmens-übergreifende Aspekte der Logistik vernachlässigt, die in dieser Arbeit jedoch genauso berücksichtigt werden. Zusammenfassend kann die Logistik in der Bauwirtschaft aus der Sicht des Generalunternehmers dann wie folgt definiert werden:
Die Baulogistik umfasst alle planerischen, ausführenden, steuernden und regelnden Maßnahmen und Instrumente um einen ziel optimalen und gewerkeübergreifenden Material-, Personen- und Informationsfluss im Rahmen der Baubetrieblichen
Leistungserstellung zu ermöglichen. Dieser Transformationsprozess erstreckt sich von der Beschaffung und Disposition von Produktionsfaktoren (Geräte, Baustoffe, Energie und Informationen sowie Personal) zur Baustellenversorgung bis hin zur Verarbeitung und Entsorgung im Rahmen des Produktionsprozesses von Bauobjekten.
TRANSFORMATIONSPROZESS
Es werden also Beschaffungsobjekte, wie z.B. Baustoffe, Geräte, Energie und Informationen, von einem bestimmten Zustand x durch den Einfluss von logistischen Teilprozessen in einen neuen Zustand y des Bauobjektes überführt.Die Logistik in der Bauwirtschaft zielt demnach auf die Befriedigung von
• räumlichen (Transport),
• zeitlichen (Lagerung),
• ordnungs- und mengen verändernden (Umschlag, Kommissionierung) sowie
• Besitz verändernden (Eigentumsübergabe)
Transferbedürfnissen ab, die mit der Errichtung und Erhaltung sowie der Anpassung und Veränderung von Bauwerken verbunden sind.
Beginnend mit der Versorgung auf dem Beschaffungsmarkt erstreckt sie sich über den Fertigungsbereich bis hin zum Absatzmarkt (Abnahme durch den Auftraggeber).
Man kann daher drei zeitlich orientierte Ausprägungen von Baulogistik unterscheiden:
• Logistik bis zur Baustelle
Bis zur Baustelle befasst sich die Baulogistik mit den Waren-, Personen- und Informationsströmen zur Versorgung der Baustelle.
• Logistik auf der Baustelle
Sie beschäftigt sich mit der Supply Chain bei der Bauausführung und den dabei auftretenden Waren-, Personen- und Informationsströmen.
• Logistik nach der Baustelle
Die Baulogistik umfasst auch die Rückführung oder Entsorgung der bei der Bauausführung anfallenden Reststoffe und die damit verbundenen Waren-, Personen- und Informationsströme. Im Verlauf der Arbeit werden für diesen sehr weit gefassten Begriff genaue Aufgabenbereiche, charakteristische Prozessketten, deren Defizite und die sich ableitenden Aufgaben für einen Generalunternehmer aufgezeigt.
Nachdem nun der Begriff Baulogistik abgegrenzt wurde, lassen sich im Folgenden die verschiedenen Ziele und Aufgabenfelder der Baulogistik ableiten.